Übung 16: Sprachmoden

Wie es Kleider­moden gibt, so gibt es auch Sprach­moden. Diese können an Milieus gebunden sein. Schon immer pflegten beispiels­weise Jugend­liche eine eigene Sprache. Auch Wissen­­schafts- oder Fachbe­reiche sind oft durch eine eigene Sprache gekenn­zeichnet, etwa die Medizin oder die Juris­terei. Werbe­leute haben ihren Jargon. Die Menschen in den verschie­denen Regionen unter­scheiden sich unter anderem durch ihre Ausdrucks­weise. Jeder einzelne Mensch hat sogar seinen ganz persön­lichen Sprachstil. Denken Sie an Willy Brandt oder Helmut Kohl.

Weil der Umgang mit Sprache der Schlüssel zu Zivili­sation und Kultur ist, lernen wir als erstes in der Schule Lesen und Schreiben. Das sollte nicht nur ein Vorgang der ersten Schul­jahre sein, sondern zu einem lebens­langen Lernen führen. Denn die intel­lek­tuelle Entwicklung korre­spon­diert zeitlebens mit der Entwicklung von Sprache. Die zuneh­mende Zahl von Analpha­beten in Deutschland und die mangel­hafte Artiku­la­ti­ons­fä­higkeit vieler Jugend­licher verspricht nichts Gutes.

Prägenden Einfluss auf unsere Sprache haben Journa­listen, sowohl die in den Zeitungs­re­dak­tionen als auch die in den Fernseh­studios. Manche Redak­tionen pflegen einen eigenen Stil, insbe­sondere beim Formu­lieren von Überschriften. In den Fließ­texten wird nicht gerade Ausdrucks­vielfalt geboten. Wenn Politiker beispiels­weise einen zuvor einge­nom­menen Stand­punkt aufgeben, heißt das ziemlich unisono in der Sprache der Nachrich­ten­re­dak­teure “zurück­rudern”. Schon seit geraumer Zeit ist immer etwas “angesagt” oder wird etwas “auf den Punkt gebracht”.

Beobachten Sie Ihren Sprach­ge­brauch! Was sagen Sie, wenn Sie die Aussage eines anderen bestä­tigen wollen? “Genau!” oder “Absolut!” oder “Korrekt!” oder “Perfekt!”. Wie beginnen Sie Ihre Antwort, wenn Sie etwas gefragt werden?” Mit “Ich denke, …”? Achten Sie mal drauf! Bitten Sie Personen, die Ihnen nahe stehen, Sie auf Ihre Sprach­ge­wohn­heiten aufmerksam zu machen.

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