Kapitel 24

Der Treib­stoff inten­siven Lebens: Informationen

Noch nie gab es so vielfältige Möglich­keiten, sich zu infor­mieren, wie heute. Wer sich das zunutze machen will, darf jedoch in der Fülle der Infor­ma­tionen nicht die Orien­tierung verlieren und muss den jewei­ligen Wahrheits­gehalt abschätzen können. Auch sollte man auf die Glaub­wür­digkeit der Infor­manten achten – und selber ein gewis­sen­hafter Informant sein. Dazu bedarf es der ständigen Verbes­serung unserer Informationsgewohnheiten.

Korken oder Surfer?

Wir leben in einem Meer von Infor­ma­tionen. Ob wir darin wie Korken hin und her geschubst werden oder uns weitgehend unbehelligt in einer stillen Bucht einrichten oder wie geübte Surfer uns in den Wellen bewegen, sie uns zunutze machen – das entscheidet jeder selbst.

Wer nur wenig Wissens­hin­ter­grund hat, jedem Klatsch und Tratsch sein Ohr leiht und von den Nachrichten der Medien nur das aufnimmt, was seine Vorur­teile bestätigt, der gleicht dem Korken.

Wer sich aus dem Infor­ma­ti­ons­fluss der Gescheh­nisse zurück­ge­zogen hat, um mehr oder weniger seine Ruhe zu haben und unbeteiligt sein Leben zu leben, dem sei seine Bucht gegönnt.

Wer jedoch an seiner Zeit teilnehmen, wer sein Leben in die Vorgänge seines Umfelds einordnen, wer sich mit einer fundierten eigenen Meinung und handelnd in die gesell­schaft­lichen Entwick­lungen einbringen, sie mitge­stalten will, der muss ein guter Surver im Meer der Infor­ma­tionen sein.

Bleiben Sie neugierig!

Die Flut der Infor­ma­tionen für sich nutzen, verlangt:

  • Inhalte in ihrem Kerngehalt erkennen und sortieren;
  • wahrnehmen, woher und von wem Inhalte aufgrund welchen Inter­esses kommen;
  • feststellen, was an Fakten fehlt;
  • sich fragen, wie unsere Aufmerk­sam­keits­steuerung von uns selbst und von anderen beein­flusst wird;
  • beobachten, welche Inhalte bei welchen Menschen Interesse finden.

Dazu müssen bei ständigem Training zwei Voraus­set­zungen erfüllt werden:

  • Sein Wissen auf der Höhe der Zeit halten und unablässig ausweiten – neugierig bleiben!
  • Die persön­lichen Methoden der Infor­ma­ti­ons­auf­nahme und ‑verar­beitung unentwegt verfeinern!

Jeder von uns ist nicht nur Infor­ma­ti­ons­emp­fänger, sondern auch Sender von Infor­ma­tionen. Wir erzählen zuhause oder am Stamm­tisch oder am Arbeits­platz beispiels­weise, was wir uns gekauft haben oder wo wir neulich lecker essen waren, wie der Urlaub war oder über wen wir uns geärgert haben, was wir gestern im Fernsehen gesehen oder was wir so hinter vorge­hal­tener Hand gehört haben. In diesem persön­lichen Geflecht sind wir gleicher­maßen Hörende wie Erzählende.

  • Was machen wir mit den Infor­ma­tionen, die wir auf diese Weise erhalten?
  • Warum erzählen wir über unsere Einstel­lungen und unser Handeln?
  • Warum reichen wir Infor­ma­tionen weiter?

Empfehlung:
Legen Sie sich ein spezi­elles Tagebuch an, in dem Sie notieren, worüber Sie mit wem gesprochen haben. Halten Sie in einer kurzen Beurteilung fest, was Ihnen das Gespräch gebracht hat und welchen Nutzen Ihr Gesprächs­partner davon gehabt haben könnte. Oder war es vertane Zeit?

Vorur­teile hinter sich lassen

Wenn man neue Infor­ma­tionen aufnimmt, ist es ratsam, sich mit einer spontanen, milieu­be­haf­teten Bewertung zurück­zu­halten. Was man in Kindheit und Jugend aus seinem Umfeld an Einstel­lungen und Wertungen übernommen hat, sollte man als Erwach­sener nicht unbesehen beibehalten.

Vielmehr sollte jeder unvor­ein­ge­nommene Beobach­tungs­fä­hig­keiten und möglichst vorur­teils­freies Reden und Handeln entwi­ckeln. Sonst ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass man beispiels­weise im Beruf scheitert, weil es an geistiger Flexi­bi­lität fehlt und Ängste die Mobilität einschränken.

Infor­ma­tionen, die Bedeutung für uns haben und nicht nur Unter­hal­tungswert, sollten einem Check unter­zogen werden:

  1. Wie ist der Wahrheits­gehalt einzuschätzen?
  2. Ist die Infor­mation vollständig?
  3. Wie ist die Glaub­wür­digkeit des Informanten?

Beim Wahrheits­gehalt einer Infor­mation geht es weder um die objektive Wahrheit – wer kann die schon heraus­finden? – noch um “meine Wahrheit”. Selbst wenn Sie “dabei” waren, heißt das noch lange nicht, dass Sie alles “richtig” wahrge­nommen haben. Kollegen, die auch “dabei” waren, können es ganz anders gesehen und gehört haben. Richten Sie daher Ihr Augenmerk auf die nachprüf­baren Fakten. Und seien Sie kritisch, sehr kritisch gegenüber allen Infor­ma­tionen, die in Ihnen Gefühle auslösen, die Wut, Angst oder Euphorie hochkommen lassen!

Die meisten Infor­ma­tionen werden über Sprache vermittelt: geschrieben, gesprochen. Die Bildmedien kombi­nieren Sprache mit Bildern. Nur selten werden Infor­ma­tionen vorwiegend auf das Bild beschränkt. Bilder werden als Beleg einer Behauptung einge­setzt. Doch Bildern gegenüber muss man sehr skeptisch sein.

Denn sie sind ausschließlich eine Wiedergabe dessen, was ein Fotograf oder Kameramann gesehen hat bezie­hungs­weise sehen und vermitteln wollte. Die Mittel dazu sind: Wahl des Bildaus­schnitts, der Perspektive, der Zoom-Einstellung, der Beleuchtung, bisweilen auch der Insze­nierung des Objekts, der späteren Bildbearbeitungsmittel.

Nicht nur der Sicht­weise von Fotografen und Kamera­leuten gegenüber muss man kritisch einge­stellt sein, auch unserer eigenen Wahrneh­mungs­fä­higkeit können wir nicht immer Glauben schenken. Das Visual Cognition Lab an der University of Illinois hat sich mit Sinnes­täu­schungen befasst. Erstaunlich, wie irrege­leitet man sein kann.

Das sollte man sich bewusst machen! Dann wird man vorsichtig mit der Behauptung umgehen, mit der andere gerne mundtot gemacht werden: “Das habe ich mit eigenen Augen gesehen.” Richter wissen das aufgrund ihrer Erfahrung mit Augenzeugen.

Weder der Macht von Bildern noch der
Fehlin­for­mation durch Text unterliegen!

Vor Jahren habe ich eine Zeit lang Fernseh­do­ku­men­ta­tionen analy­siert. Bei einer der Analysen stellte sich heraus, dass die Passage, in der vor allem die Meinung des Autors zum Ausdruck kam, im Stil von Tages­schau­nach­richten insze­niert war. Heute sind die Manipu­la­ti­ons­mög­lich­keiten aufgrund weiter entwi­ckelter Techniken nahezu grenzenlos. Obwohl Bilder und Sprache im Fernsehen flüchtige Eindrücke sind: Insbe­sondere Bilder, die uns emotional berühren, bleiben im Gedächtnis haften und beein­flussen unsere Gedanken und Gefühle, vielleicht sogar Handlungen.

Um da nicht in die Irre geschickt zu werden, reicht Skepsis nicht aus: Man muss seine Wahrneh­mungs- und Inter­pre­ta­ti­ons­fä­hig­keiten verbessern, wenn man den bewussten oder auch nur fahrläs­sigen Manipu­la­tionen von Infor­manten nicht aufsitzen will.

Wer ohne diese Selbst­ver­bes­serung nur seine Skepsis pflegt, wird sehr schnell dazu kommen, kaum noch eine Infor­mation als wahr annehmen zu können. Dann wird er der Versu­chung folgen, sich aus dem Infor­ma­ti­ons­fluss zu verab­schieden bezie­hungs­weise allein gemäß seinen Vorur­teilen zu leben. Motto: Man kann nichts glauben und keinem vertrauen. Das führt vielleicht nicht so sehr in die Irre, aber man lebt nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Um Infor­ma­tionen, die über Sprache vermittelt werden, auf ihren Wahrheits­gehalt checken zu können, kommt man nicht umhin, seinen eigenen Umgang mit Sprache zu pflegen und zu verbessern. Nur wer sich ständig mit Sprache befasst – sich beispiels­weise gute Formu­lie­rungen, auf die er stößt, notiert – kann Infor­ma­tionen effektiv nutzen, sowohl als Empfänger wie auch als Geber.

Empfehlung:
Kennzeichnen Sie in Ihrem “Infor­ma­ti­ons­ta­gebuch” die erhal­tenen Infor­ma­tionen entspre­chend ihrem mutmaß­lichen Wahrheits­gehalt, etwa mit Sternchen wie bei Restau­rants oder Hotels.

Histo­riker gehören zu den Menschen, die von Berufs wegen Dokumente auf ihren Wahrheits­gehalt hin überprüfen. Das kann man sich für seine persön­liche Berei­cherung zunutze machen.

Empfehlung:
Lesen Sie Caesars “Der Gallische Krieg” (Artemis & Winkler, 2003), und anschließend Christian Meiers Caesar-Biografie (Severin und Siedler, 1982). Caesar schreibt, wie er sein Handeln sieht bezie­hungs­weise von seinem Umfeld gesehen haben möchte; Meier trägt Fakten zusammen und zieht daraus Schluss­fol­ge­rungen, die den großen Mann der römischen Geschichte “ins rechte Licht rücken”. Neben einem großen Gewinn an Wissen lernen Sie “subjektive” und “objektive” Wahrheit unterscheiden.

Manipu­lation durch Weglassen

Jede Infor­mation ist mehr oder weniger unvoll­ständig. Denn die Wirklichkeit lässt sich nur in Ausschnitten und nur für bestimmte, meist kurze Zeit eins zu eins abbilden. Nie lässt sich das Gesamte von Raum und Zeit darstellen. Daher: Immer muss wegge­lassen, ausge­spart, verkürzt und fokus­siert werden.

Das kann man beobachten, wenn man die Fernseh­nach­richten eines Tages auf verschie­denen Sendern sieht und vergleicht, oder wenn man zu ein und demselben Thema mehrere Tages­zei­tungen liest und der Frage nachgeht, wo die Unter­schiede in der Infor­mation liegen. Je größer das eigene Wissen und die eigenen Erfah­rungen zu einem Thema sind, umso besser kann man abchecken, welcher Ausschnitt der Wirklichkeit gewählt wurde und was unter den Tisch gefallen ist.

Wissen muss aktuell gehalten werden. Daher empfiehlt es sich, konti­nu­ierlich sein Wissen aufzu­ar­beiten und zu erweitern. Das geschieht am besten mit einem Ordnungs­system, in das man alle Infor­ma­tionen von Belang einsor­tiert. Bevor man die neuen Infor­ma­tionen eingibt, sollten sie aufbe­reitet werden.

Vorge­hens­weise:

  1. eine Kurzfassung schreiben,
  2. schon vorhan­denes Wissen dazu schreiben,
  3. alle Fragen, die Ihnen in diesem Zusam­menhang einfallen, notieren, die eigene Meinung hinzu­fügen und begründen.

Zeit‑, Orts- und Perso­nen­an­gaben gehören zu den Mindest­an­for­de­rungen, die man so gut wie an jede Infor­mation stellen bezie­hungs­weise bei eigenen Infor­ma­tionen geben sollte. Alles andere nährt den Verdacht, dass etwas aus der Gerüch­te­küche aufge­tischt wird. Fehlen die präzisen Angaben zu den Fragen “Wann? Wo? Wer?” muss das aus der Sache heraus verständlich sein, sonst muss man von einer schlam­pigen Weitergabe oder gar von absicht­lichem Verschweigen ausgehen.

Geringes Wissen macht manipu­la­ti­ons­an­fällig. Da viele Absender davon ausgehen, dass die Adres­saten ihrer Infor­ma­tionen nur einen geringen Kennt­nis­ho­rizont haben, ist die häufigste Art der Irreführung das absichts­volle Verschweigen wichtiger Fakten. Der Pferdefuß wird versteckt.

Politiker erzählen vorzugs­weise von den Wohltaten ihrer Arbeit, verschweigen aber auf wessen Kosten sie gehen und mit welchen Spätfolgen zu rechnen ist. Wer sich nicht zum Mündel wortge­wandter Vormünder degra­dieren lassen will, muss sich unablässig und effektiv infor­mieren. Daran führt kein Weg vorbei, wenn man sich eigen­ständig sein Urteil bilden und auf Demagogen nicht herein­fallen will.

In den Unter­nehmen der Vergan­genheit – und in einigen noch heute – gab, gibt es kein Infor­ma­ti­ons­system, sondern das System “Befehl und Gehorsam”. Die Vorge­setzten haben das Herrschafts­wissen und setzen es in Handlungs­an­lei­tungen und Arbeits­vor­schriften um.

Nach dem gleichen Prinzip funktio­nieren auch politische Systeme der Volks­be­glü­ckung wie der Sozia­lismus in seinen verschie­denen Ausprä­gungen. Wer sein Leben selbst­be­stimmt leben will, kommt aus einem solchen System, das auf die Bequem­lichkeit “satter Sklaven” baut, nur dann heraus, wenn er mit dem Treib­stoff der heutigen Zeit bestmöglich umzugehen versteht: Informationen.

Die Vertrau­ens­wür­digkeit der Infor­manten prüfen!

Seien Sie selbst ein glaub­wür­diger Informant, so wie Sie von anderen verlangen, dass sie weder fahrlässig noch bewusst Fehlin­for­ma­tionen geben. Meiden Sie Menschen, die nicht infor­mieren, sondern andere ständig mit ihrer Sicht der Dinge behel­ligen. Suchen Sie statt dessen Menschen, mit denen Sie Wissen und Erfah­rungen austau­schen, mit denen Sie zu einer gemein­samen Meinungs­bildung gelangen können.

In Familie und Beruf sind die Menschen, mit denen man zusam­menlebt und arbeitet, einem mehr oder weniger vorge­geben. Seine Nachbarn kann man auch nur wechseln, indem man selbst umzieht. Aber seine Freunde und Bekannten, die kann man auswählen.

Bauen Sie sich einen Freun­des­kreis auf, der auch dem Anspruch des berei­chernden Infor­ma­ti­ons­aus­tauschs gerecht wird. So gewinnen Sie für sich selbst und tragen auch für andere dazu bei, dass Infor­ma­tionen fließen, die Orien­tierung geben, Meinungs­bildung auf dem aktuellen Stand von Gescheh­nissen ermög­lichen, die wirklich­keits­nahes Agieren aufgrund der Wahrneh­mungen mehrerer Personen schafft.

Achten Sie darauf, dass in Ihren Infor­ma­ti­ons­kreisen unabhängige und selbständige Personen den Ton angeben – und nicht dieje­nigen, die Selbst­be­stä­tigung suchen und überwiegend eigen­nützige Ziele verfolgen.

Freun­des­kreise müssen gepflegt werden. Das erfordert Aufmerk­samkeit mit Finger­spit­zen­gefühl. Nähe und Distanz müssen situa­ti­ons­ge­recht immer wieder austa­riert werden. Immer muss die Wertschätzung der anderen Person spürbar sein.

Bewährt hat sich, Treffen an ein Thema zu knüpfen. Dazu kann man außen­ste­hende Personen einladen, die ihr Wissen als Vortrag einbringen. Es gibt viele Verei­ni­gungen, die ihren Mitgliedern so zu wertvollen Infor­ma­tionen aus erster Hand verhelfen.

Treten Sie solchen Organi­sa­tionen bei, wenn nicht nur der Standes­dünkel oder die Milieu­be­stä­tigung gemein­samer Vorur­teile, sondern das offene und ehrliche Wort gepflegt werden sowie die unter­schied­liche Betrach­tungs­weise von Ereig­nissen und Entwick­lungen selbst­ver­ständlich sind.

Internet, Hörfunk und Fernsehen,
Zeitungen und Zeitschriften

Das Internet gibt großartige Möglich­keiten, sich Infor­ma­tionen aller Art zu beschaffen und mit anderen Personen in Foren zu disku­tieren. Aber Achtung: Verirren Sie sich nicht in diesem virtu­ellen Universum! Es ist ratsam, sich vorher genau klar zu machen, was man sucht – und Inter­es­santes, auf das man bei der Suche stößt, sich zu merken, um es bei einer späteren Gelegenheit anzuklicken.

Bei seiner zielge­rich­teten Arbeit muss man ausdauernd und erfin­de­risch sein. Suchma­schinen können helfen. Wie man sich diese zunutze macht, darüber gibt es Literatur. Auf Anhieb findet man selten das, was man sucht.

Bei den Diskus­si­ons­foren muss man einer­seits aufpassen, dass man nicht in Gruppen gerät, die einem mit nichts­sa­genden Beiträgen nur die Zeit stehlen, und anderer­seits sich davor hüten, elitäre Ansprüche zu stellen. Von Zeit zu Zeit ist es durchaus nützlich, sich in den Wirrwarr der Meinungs­äu­ße­rungen zu stürzen und seine Debat­tier­fä­higkeit zu erproben.

Hörfunk und Fernsehen sind neben dem persön­lichen Umfeld die am meisten genutzten Infor­ma­ti­ons­quellen. Beurteilen Sie die Glaub­wür­digkeit der Infor­manten, die Sie hören und sehen, nicht nach Sympathie, sondern ausschließlich nach der Zusam­men­stellung ihrer Infor­ma­tionen und der sachlichen Darstellung. Die Sachlichkeit erkennen Sie daran, dass die Wortwahl keine Wertungen enthält.

Wer Ihnen vorsagt, was sie von einem Ereignis zu halten haben, bevor­mundet Sie. Wer Ihnen vorwiegend Meldungen über Gescheh­nisse in der Welt bringt, die in Ihnen Wut und Mitleid auslösen, von Ihnen aber nicht beein­flusst werden können, raubt Ihnen Lebens­freude. Wenn Sie sich gegen das Elend in der Welt engagieren wollen, gehen Sie in eine der zahlreichen Organi­sa­tionen, die sich um Abhilfe bemühen.

Zeitungen und Zeitschriften sind ebenfalls viel genutzte Infor­ma­ti­ons­quellen. Wie den Infor­ma­ti­ons­gebern in Hörfunk und Fernsehen muss man auch hier den Autoren gegenüber wachsam sein. Nur Infor­manten, die sich mit ihrer Meinung zurück­halten, sollten Ihr Vertrauen finden. Wenn Meinung geäußert wird, sollte sie als Kommentar gekenn­zeichnet sein. Im Laufe der Zeit kennt man die Journa­listen und Reporter, deren Texte als zuver­lässig gelten können. Ansonsten gilt: “Papier ist geduldig.”

Manche Zeitungs­leser haben ein “Leib- und Magen­blatt”, aus dem sie fast alle ihre Infor­ma­tionen beziehen. Da jede Publi­kation jedoch ihre Ausrichtung auf eine bestimmte Leser­schaft hat, gerät man über kurz oder lang in eine gewisse Meinungs­kon­for­mität. Daher: Verfolgen Sie mehrere Publi­ka­tionen neben­ein­ander. Da fast alle heute Online-Redak­tionen haben, ist das keine Geld, sondern höchstens eine Zeitfrage.

Sich mit System orientieren

Der “gute Surfer” im Meer der Infor­ma­tionen zeichnet sich dadurch aus, dass er sich den Wellen nicht überlässt, sondern sie für sich nutzt. Dazu teilt er sein “Revier”, sein Lebens­umfeld in drei Bereiche ein:

  1. privates Umfeld,
  2. beruf­liches Umfeld,
  3. Medien­umfeld.

In den beiden ersten Feldern ist jeder sowohl Infor­ma­ti­ons­geber als auch Infor­ma­ti­ons­emp­fänger. Im dritten Feld überwiegt der Infor­ma­ti­ons­empfang. Um in allen drei Feldern sich immer besser entspre­chend seinen Lebens­zielen auszu­kennen, muss mit Syste­matik vorge­gangen werden.

Empfehlung:
Erstellen Sie anhand Ihres Infor­ma­ti­ons­ta­ge­buchs ein Tableau der Infor­manten, von denen Sie regel­mäßig Infor­ma­tionen erhalten. Schreiben Sie zu jedem Informanten:

  1. Welche Art von Infor­ma­tionen Sie von ihm bekommen;
  2. Aufgrund welcher charak­ter­lichen Eigen­schaften und welcher intel­lek­tu­ellen Fähig­keiten Sie ihn für kompetent und vertrau­ens­würdig halten.

Bei Infor­ma­tionen, die Sie unper­sönlich von Insti­tu­tionen oder Organi­sa­tionen, von Redak­tionen und Presse­stellen, von Unter­nehmen und Parteien – woher auch immer – erhalten, ersetzen Sie die Frage 2 durch Ihre Einschätzung der Serio­sität aufgrund längerer Beobachtung. Und fragen Sie sich immer:

  • Warum und zu wessen Nutzen werden diese Infor­ma­tionen vermutlich herausgegeben?

Koppeln Sie die Infor­manten-Beschreibung mit den 5‑Sterne-Infor­ma­tionen Ihres Infor­ma­ti­ons­ta­ge­buchs und ordnen Sie alle Infor­ma­tionen einem der oben genannten drei Umfelder zu. Unter­gliedern Sie entspre­chend Ihren persön­lichen Nutzan­wen­dungen. So schaffen Sie Ihr ganz persön­liches Infor­ma­ti­ons­system. Beschäf­tigen Sie sich regel­mäßig damit:

  • die Gliederung verfeinern,
  • den weiter­ge­henden Infor­ma­ti­ons­bedarf feststellen,
  • die Infor­ma­ti­ons­be­schaffung verbessern,
  • die Infor­ma­tionen aufbe­reiten und verknüpfen sowie
  • neue Infor­ma­ti­ons­quellen erschließen.

Zu letzterem dient die Kontakt­arbeit. Dazu filtern Sie Ihren Infor­ma­ti­ons­fluss auf Autoren hin, von denen Sie zwar schon etwas gelesen oder gehört haben, die Sie aber gezielt auf weitere Fragen ansprechen möchten. Schreiben Sie diesen Personen oder rufen Sie sie an, ohne jede Scheu; voraus­ge­setzt, sie sind durch Ihre Artiku­la­ti­ons­fä­higkeit in der Lage, kurz und präzise auszu­drücken, worum es Ihnen geht.

Zu keiner Zeit waren die Gegeben­heiten “sich schlau zu machen” besser als heute. Nur: Es gibt auch Risiken und Neben­wir­kungen. Daher gilt bei allem der Satz, in dem Wissen­schaftler der Fernseh­for­schung ihre Ergeb­nisse prägnant zusam­men­ge­fasst haben: Fernsehen macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger. Es liegt an Ihnen, ob Sie zu den Klugen gehören.

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