Kapitel 17

Das Gegenteil von Gelaber:
sinnvoll mitein­ander reden

Sprache ist die Atemluft unseres Denkens. In unsere Mutter­sprache wachsen wir als Kinder hinein. Wer als Erwach­sener seine Sprach­fä­higkeit weiter­ent­wi­ckelt, gewinnt mehr und mehr Möglich­keiten bewusster Lebens­ge­staltung. Über den gekonnten Umgang mit Sprache lassen sich in Gesprächs­runden Synergien hervor­rufen, die nur von einer Gruppe im Zusam­men­spiel der Teilnehmer zu erreichen sind.

Durch unser Reden geben wir uns zu erkennen

Nicht nur durch den Inhalt unserer Rede, sondern auch durch die Art und Weise, wie wir reden, können die Menschen, denen wir uns mit Worten mitteilen, viel von uns erkennen. Der große Dichter der Griechen des Altertums, Homer, soll zu Menschen, die auf ihn zutraten, gesagt haben: “Sprich, damit ich dich sehe!” Homer war blind.

Sprache lernen wir als Kinder so, wie unsere Eltern, besonders unsere Mutter, sie uns vermitteln. Sie tun das aus dem Milieu heraus, in dem sie leben. Wird dort Dialekt gesprochen, dann werden wir erst einmal die Mundart unseres Umfelds aufnehmen. Bei manch einem prägt sich das so stark aus, dass man Zeit seines Lebens erkennt, woher er stammt.

In der Schule lernen wir dann Schreiben. Dadurch erfährt unsere Sprache eine erste Diszi­pli­nierung. Man kann nicht schreiben, wie man spricht. Schreiben zwingt uns, Gedanken präzise wieder­zu­geben. Lernen wir das nicht, verraten wir durch unseren ungezü­gelten Schreibstil, dass wir unsere Mutter­sprache nur unvoll­kommen beherr­schen, sie nicht zur variablen und vollen Verfügung haben, um uns klar und deutlich mitzuteilen.

Lesen und Schreiben sind die Fähig­keiten, die uns über unser Herkunfts­milieu hinaus erlauben, an der Welt um uns herum teilzu­haben. In Wechsel­wirkung eröffnen uns Lesen, Schreiben und Reden alle Chancen, die Erkennt­nisse und Erfah­rungen der Menschheit aufzu­nehmen, für uns und andere zu nutzen.

Mit den Menschen unserer unmit­tel­baren Umgebung, also Partnern, Famili­en­an­ge­hö­rigen, Nachbarn, Freunden, Kollegen reden wir spontan – wie uns der Schnabel gewachsen ist. Aber wir manipu­lieren. Schon als Kinder haben wir uns angewöhnt, nicht alles zu sagen. Schließlich ist das noch keine Lüge. Was sollten die Eltern besser nicht wissen? Wie kann ich mich in besonders gutem Licht darstellen? Gelegent­liche Notlügen sind hilfreich. Charakter fließt in unsere Rede ein.

Trotz größerer oder kleinerer Manipu­la­tionen unseres Redens sind wir uns dessen, was wir sagen, und vor allem dessen, was bei dem oder denen ankommt, zu denen wir reden, nur unvoll­kommen im klaren. Redesi­tua­tionen sind flüchtig und von Sponta­neität geprägt. Man will Einfluss nehmen, einen Gedanken los werden, Wider­spruch einlegen, seine Meinung kundtun, auf sich aufmerksam machen. Die Impulse für unser Reden kommen mehr vom Gefühl als vom Verstand.

Die acht Vorteile guten Sprachgebrauchs

1. Sich besser verstehen

Viele Paare gehen mit der Begründung ausein­ander: Wir haben uns nicht mehr verstanden. Dieses “nicht verstanden” beruht vielfach auf Sprach­schwie­rig­keiten. Paarbe­rater stellen fest: Es wurde zu wenig mitein­ander geredet und das, was geredet wurde, wurde unter­schiedlich verstanden. Weniger Missver­ständ­nisse – das ist einer der Vorteile, den die haben, die sich verständlich ausdrücken können.

2. Mehr Zeit haben

Die Unfähigkeit, sich präzise auszu­drücken, verführt dazu, sich umständlich und missver­ständlich auszu­drücken. Es wird bei Adam und Eva angefangen, man kommt von Hölzchen auf Stöckchen. Aber man wird dadurch nicht besser verstanden, sondern man langweilt, vergeudet seine und die Zeit anderer. Zeiter­sparnis durch Konzen­tration auf das Wesent­liche ist ein Vorteil, den die Fähigkeit präziser Ausdrucks­weise mit sich bringt.

3. Weniger Konflikte

Die meisten Konflikte schwelen. Sie werden nicht angesprochen, aber die Betrof­fenen spüren, dass sie da sind. In der Regel sind sie durch Vorur­teile entstanden, über die nicht offen geredet wurde. Das wurde versäumt oder bewusst vermieden. Gerüchte wurden zugelassen. Das recht­zeitige, ehrliche und klärende Gespräch der betei­ligten Personen blieb aus. Jeder hat im Verbor­genen sein Süppchen gekocht. Weniger Konflikte – diesen Vorteil haben Gruppen, deren Mitglieder offen und ehrlich, recht­zeitig und unmiss­ver­ständlich mitein­ander reden.

4. Mehr Wohlbefinden

Sowohl im privaten wie im beruf­lichen Leben hängen Freude und Wohlbe­finden in erheb­lichem Maße davon ab, ob man sich verstanden und angenommen fühlt. Dazu trägt jeder bei, der das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt sagt. Richtig heißt: Das Mittel Sprache situa­ti­ons­ge­recht und in der Sache angemessen einsetzen können.

Nicht überre­agieren und nicht schweigen, wenn etwas gesagt werden muss. Höhere Lebens­zu­frie­denheit erwächst als Vorteil in einer Gruppe, in der aufgrund von Artiku­la­ti­ons­fä­higkeit nichts unter den Teppich gekehrt, aber auch nicht ständig alles an die große Glocke gehangen wird.

5. Erhöhte Leistungsfähigkeit

Starkes und sich gegen­seitig beflü­gelndes Zusam­men­ge­hö­rig­keits­gefühl jenseits von „Friede, Freude und Eierkuchen“ ist der Vorteil von Gruppen, die hohe Leistungs­fä­higkeit aufgrund sinnvollen Redens mitein­ander entwi­ckelt haben. Das hält den Stress fern, der durch mangel­hafte Kommu­ni­kation entsteht. Teamgeist, der immer wieder zu Höchst­leis­tungen anspornt, ist ein Vorteil, der nur durch profes­sio­nelles Kommu­ni­zieren zustande kommt.

6. Zielge­richtete Kreativität

So wichtig Stabi­lität und Verläss­lichkeit einge­übter Vorge­hens­weisen sind, sie dürfen nicht zu stereo­typem Verhalten werden. Statt dessen müssen unablässig Verbes­se­rungs­mög­lich­keiten erkannt und umgesetzt werden. Neues zu denken, muss eine Selbst­ver­ständ­lichkeit im Denken aller sein. Alter­na­tiven und Varianten lassen sich als neue Ideen schnell in die Wirklichkeit umsetzen, wenn sie im Team entwi­ckelt werden.

Voraus­setzung ist: Die einzelnen Mitglieder können zielori­en­tiert mitein­ander reden. Profes­sio­nelle Kommu­ni­kation hat den Vorteil, Ideen nicht nur hervor­zu­bringen, sondern auch schnell und reibungslos in die Tat umzusetzen.

7. Kurze Reaktionszeiten

Entschei­dungen müssen oft unter Zeitdruck getroffen und unmit­telbar danach ausge­führt werden. Wenn das nicht mit den Risiken autori­tärer Führung geschehen soll, sondern mit dem überzeugten Engagement der betrof­fenen und betei­ligten Personen, dann müssen alle mit dem zur Selbst­ver­ständ­lichkeit gewor­denen Verhalten kompe­tenten Redens mitein­ander verbunden sein. Dabei gilt der Grundsatz: Probleme werden dort gelöst, wo sie entstehen. Der Vorteil: Kurze Reaktionszeiten.

8. Synergie hervorbringen

Vier Augen sehen mehr als zwei. Viele Hunde sind des Hasen Tod. Gemeinsam sind wir stark. Es gibt viele Redewen­dungen, die auf den Vorteil der Gruppe hinweisen. Von Anfang an und über Jahrtau­sende hinweg war die Gruppe der Garant für das Überleben der Menschen. Was der eine an Fähig­keiten einbrachte, wurde ergänzt durch die der anderen. Entspre­chend wurden Aufgaben und Rollen verteilt.

Das ist heute nicht anders, wenn es darum geht, erfolg­reiche Teams zu bilden. Das über sich Hinaus­wachsen einer Gruppe zu Leistungen, die mehr als die Addition der Leistungs­kraft ihrer einzelnen Mitglieder sind, nennt man Synergie. Sie führt zu einer neuen Leistungs­di­mension. Profes­sio­nelle und kompe­tente Kommu­ni­kation bringt einer Gruppe den unschätz­baren Synergievorteil.

Fünf Stufen, die auf ein höheres Sprach­niveau führen

Um die Vorteile sinnvollen Redens nutzen zu können, muss man erst einmal über seinen Schatten springen: nämlich nicht länger glauben, die Art und Weise des Redens sei unver­än­der­licher Bestandteil der Person wie Kopf und Glied­maßen, sondern zu der Überzeugung gelangen, dass es keinen besseren Ansatz­punkt zur Selbst­ent­wicklung gibt als den inten­siven Umgang mit der Muttersprache.

Über folgende fünf Stufen erreichen Sie ein Sprach­niveau, das beglü­ckend wirkt:

  • Stufe 1: Beobachten Sie sich beim Reden!
  • Stufe 2: Beobachten Sie die Resonanz Ihrer Gesprächs­partner auf Ihr Reden!
  • Stufe 3: Beobachten Sie das Reden anderer und schreiben Sie auf, was Ihnen daran gefällt!
  • Stufe 4: Führen Sie einen ständigen Dialog mit sich selbst!
  • Stufe 5: Bereiten Sie sich auf alle wichtigen Gespräche ausführlich vor!

Zu Stufe 1: Sich selber beim Reden zuhören

Um diese Fähigkeit zu entwi­ckeln, muss man sich im Laufe des Tages, spätestens am Abend, hinsetzen, zur Ruhe kommen und aufschreiben, mit wem man während des Tages gesprochen hat. Zu jedem Gesprächs­partner schreibt man in einem zweiten Schritt, worüber man mit ihm gesprochen hat.

In einem dritten Schritt wird festge­halten, warum mitein­ander gesprochen wurde. Ohne beson­deren Grund, nur so? Oder gab es einen bestimmten Grund? Und in einem vierten Schritt werden die Gefühle beschrieben, die einen während und nach dem Gespräch beherrschten: anregend oder beängs­tigend oder entspannt oder aggressiv oder heiter oder zurückhaltend?

Dieses Verfahren müssen Sie konse­quent solange durch­führen, bis Sie bei Gesprächen merken: Ich achte automa­tisch darauf, worüber wir alles sprechen, warum wir mitein­ander reden, wie wir mitein­ander kommu­ni­zieren und welches Gefühl ich dabei habe.

Die Beobachtung muss dann weiter verfeinert werden. Dazu eignet sich folgende Übung, die einmal im Monat gemacht werden sollte: Nehmen Sie eine der zahlreichen Gesprächs­runden im Fernsehen auf ein Speicher­medium auf. Spielen Sie die Aufnahme Satz für Satz ab und schreiben Sie auf, wer (1) an der Runde teilge­nommen hat und in welcher Rolle/Funktion (2), welches Thema oder welche Themen (3) Gesprächs­ge­gen­stand waren, was (4) die einzelnen Teilnehmer zu welchem Thema gesagt haben.

Danach: Wer hat am meisten geredet? Wer hat am meisten zum Thema beigetragen? Wem haben Sie am besten in seinen Gedan­ken­gängen folgen können? Wer hat Ihnen die meisten Einsichten vermittelt? Hören Sie das Gespräch so oft ab, bis Sie alle diese Beobach­tungen zusam­men­ge­tragen haben!

Wenn Sie einige Übung in der Analyse von Gesprächs­runden haben, sollten Sie ein Gespräch oder eine Diskus­si­ons­runde aufzeichnen, an dem oder an der Sie selbst teilnehmen. Sagen Sie den Gesprächs­partnern ganz ungeniert, dass Sie Ihre Beiträge später nochmal abhören wollen. Wer in einem Verein, einer Arbeits­ge­mein­schaft oder einer Projekt­gruppe mitmacht, kann anbieten, das Protokoll zu schreiben – und damit die Aufnahme begründen.

Die Aufnahme analy­sieren Sie wie zuvor die Fernseh­auf­zeich­nungen. Besonders sich selbst sollten Sie unter die Lupe nehmen: Habe ich zum Thema gesprochen? Habe ich mich klar und deutlich ausge­drückt? Oder habe ich langatmig und verworren geredet? Sind die anderen auf meine Äußerungen einge­gangen? Wodurch könnte ich meine Redebei­träge künftig verbessern?

Zu Stufe 2: Wie reagieren Gesprächs­partner auf meine Äußerungen?

Um die Reaktionen von Gesprächs­partnern richtig einschätzen zu können, muss  man sich als erstes klar machen, wer aus welcher Position heraus spricht. Wenn ich als Chef spreche und die anderen mehr oder weniger schweigen, wird mein Führungsstil vermutlich als autoritär empfunden und entspre­chende Zurück­haltung geübt.

Stimmt mir ein Teilnehmer immer wieder ausdrücklich zu, dürfte das mit der Sache, die besprochen wird, nicht viel zu tun haben. Autoritäre Personen haben es schwer, die Vorteile von Gruppen­arbeit zur Wirkung kommen zu lassen. Daher müssen besonders sie ihr Kommu­ni­ka­ti­ons­ver­halten auf ein höheres Niveau bringen.

Die Wirkung, die wir durch unser Reden auf andere ausüben, lässt sich nur dann einiger­maßen zutreffend erfahren, wenn wir in verschie­denen Gesprächs­kreisen uns bewegen und diese mitein­ander vergleichen.

Am Anfang geht es immer darum, sich die Zuord­nungs­ver­hält­nisse der betei­ligten Personen klar zu machen. Wo reiht sich wer ein? Mit welchem Selbst­be­wusstsein treten die einzelnen Teilnehmer auf? Wer lässt sich von wem beein­flussen? Um diese Fragen zu beant­worten, muss man auch die Gestik und Mimik beobachten. Wer verzieht keine Miene? Wem sieht man an, dass er nicht alles verstanden hat? Wer nickt wann zustimmend mit dem Kopf?

Regis­trieren Sie, ob man Ihnen beim Reden zuhört. Wenn nicht, halten Sie inne und schauen Sie den unauf­merk­samen Teilnehmer solange an, bis er sich Ihnen zuwendet. Erst dann fahren Sie fort. Regis­trieren Sie auch, wer wann wie auf Ihre Redebei­träge eingeht. Leider wird in nur wenigen Unter­nehmen den Mitar­beitern Resonanz auf ihr Reden und Handeln gegeben, Feedback genannt.

Zu Stufe 3: Suchen Sie sich Vorbilder!

Wenn es in Ihrer Umgebung Menschen gibt, die vortrefflich formu­lieren können, die nicht viel sagen, aber wenn sie etwas sagen, den Nagel auf den Kopf treffen, die mit Selbst­be­wusstsein ihre Sache offen und ehrlich vertreten, dann eifern Sie diesen Menschen als Ihren Vorbildern nach. Nicht durch Verehrung, sondern durch Selbst­ent­wicklung. Beobachten Sie genau, was Ihnen an diesen Personen gefällt, was auch Sie erreichen wollen.

Ihren Weg müssen Sie zielstrebig, konse­quent und alleine gehen. Was Sie bei Ihren Vorbildern sehen, ist immer nur die “Aufführung”, nicht das, was an ständiger Übung und Lebens­weise hinter den “Redeauf­tritten” steckt. Wenn Sie in Ihrer Umgebung niemanden finden, dem Sie nacheifern möchten, sehen Sie sich die schon erwähnten Diskus­si­ons­runden im Fernsehen an und suchen Sie sich dort eine Person, die Ihnen vorbildlich erscheint. Und machen Sie sich bewusst: Mit seinen Redefä­hig­keiten wird niemand geboren, jeder entwi­ckelt sie im Laufe seines Lebens.

Wie bei Künstlern oder Sportlern, deren Leistungen wir bewundern: Es steckt immer viel Übung dahinter. Wer die Lebens­vor­teile des selbst­si­cheren Umgangs mit Sprache vor Augen hat, täglich erlebt, wie schon kleine Fortschritte im Sprach­ge­brauch Nutzen bringen und Glücks­mo­mente bescheren können, für den sind die notwen­digen Übungen zur ständigen Selbst­ver­bes­serung mindestens genauso anregend wie das Lösen von Kreuzworträtseln.

Zu Stufe 4: Dialog mit sich selbst heißt: schreiben

Reden Sie nur dann, wenn Sie etwas zu sagen haben. Sonst ist Reden Silber, Schweigen aber Gold. Kompe­tentes zu sagen, haben die meisten Menschen nur auf ihrem Fachgebiet. Erst wenn allge­meine Lebens­er­fahrung hinzu­kommt und sich in Sprache auszu­drücken weiß, entwi­ckelt sich ein Mensch zur Persön­lichkeit. Das ist ein lebens­langer Prozess, in den man hinein­gleiten muss. Hat man das erst einmal geschafft, wird man durch eine freudige Grund­stimmung erfasst, in der Mühen nicht mehr als Mühen erlebt werden.

Das Kernin­strument der Selbst­ent­wicklung ist das Führen eines Tagebuchs. Dazu gibt es Vorstufen. Halten Sie jeden Abend eine Tages­rück­schau. Planen Sie den Folgetag. Führen Sie ein Ereignis- und ein Erkennt­nis­ta­gebuch. Ob Sie dazu ein Buch mit Leerseiten benutzen oder Ihr Notebook, ist egal; es muss Ihr selbst gewähltes und ausge­stal­tetes System sein.

In Kapitel 9 dieses SINNphOLL-Buches wird unter dem Titel “Dialog mit sich selbst: Das Tagebuch” ausführlich behandelt, wie Sie auf den Weg eines selbst­be­stimmten Lebens gelangen, das sich in Ihrem Reden widerspiegelt.

Und zu Stufe 5: Wichtige Gespräche intensiv vorbereiten

Wie sich Musiker auf ein Konzert oder Tennis­spieler auf ein Match gewis­senhaft vorbe­reiten, genau so muss man sich auf ein Gespräch vorbe­reiten. Die Syner­gie­ef­fekte einer Gruppe kommen zustande und fallen umso höher aus, je mehr jeder einzelne Teilnehmer an Wissen, Erfahrung und förder­lichen Eigen­schaften einbringt.

Das geht nicht aus dem Stand, sondern nur, wenn sich jeder Teilnehmer vorher warm läuft, seine Poten­tiale und seinen Fundus abruf­bereit macht und die einzelnen Gesprächs­punkte schon einmal durch­spielt – kurz: sich gründlich vorbereitet.

Außer der indivi­du­ellen Vorbe­reitung auf eine Sitzung muss es eine organi­sa­to­rische Vorbe­reitung geben, die in der Verant­wortung des einla­denden Gruppen­mit­glieds liegt. Aus der Einladung sollten außer Ort, Zeit, Beginn und Dauer vor allem die Teilnehmer und das bezie­hungs­weise die Themen hervorgehen.

Bei den Teilnehmern sollte vermerkt sein, in welcher Funktion sie teilnehmen. Bei mehreren Themen sollte vermerkt sein, wie viel Zeit für das einzelne Thema vorge­sehen ist. Außerdem sollte zu jedem Thema das Ziel der Gesprächs­grup­pen­arbeit genannt werden, beispiels­weise ob am Ende eine Entscheidung stehen soll oder das Konzept zu einer Problemlösung.

Wer diese Angaben hat, kann sich umfassend vorbe­reiten. Generelles Ziel ist: Bespre­chungen, Meetings, Sitzungen möglichst effektiv machen. Schließlich: Seien Sie zu Späßen aufgelegt! Auch wenn die Köpfe rauchen – die Atmosphäre muss locker und entspannt sein. Krampf­hafte Konzen­tration blockiert die Freisetzung der Synergien.

Blödeln Sie mit Ihren Freunden!

Der Umgang mit Sprache in der mündlichen Kommu­ni­kation ist letztlich die Kunst des angemes­senen Wortes in der jewei­ligen Situation. Das ist eine Fertigkeit, die einem nur dann zuwächst, wenn man ein Gespür für die verschie­denen Gesprächs­si­tua­tionen entwi­ckelt. Zu solchen Situa­tionen gehört auch das vertraute Gespräch unter Freunden. Freunde erkennt man unter anderem daran, dass man in ihrem Kreise auch mal Blödsinn sagen darf, ohne darauf festge­nagelt zu werden.

Jeder braucht Gelegen­heiten, bei denen er ins Unreine sprechen kann, wo er nicht gleich darauf hinge­wiesen wird, mit ein wenig Nachdenken hätte er die Antwort auf seine Frage auch selbst finden können oder er rede überflüs­siges Zeug. Gelegentlich Quatsch zu reden, hilft bei anderer Gelegenheit, sich konzen­triert und druckreif äußern zu können. Immer und überall druckreif zu reden, verkennt die Unter­schiede der Situa­tionen, verrät den falschen Ehrgeiz eines Egozentrikers.

Blödsinn reden, über sich selbst Witze machen, spinnertes Zeug von sich geben und ausge­lassen blödeln – das kann unter Könnern im Umgang mit Sprache hochschlagen zu bestem spontanem Kabarett. Da genügen Anspie­lungen, kleine Verdre­hungen, ungewohnte Verknüp­fungen, Sprach­schöp­fungen, Gedan­ken­umkehr, Verkür­zungen, Wortspiele – und eine Pointe folgt der nächsten, und immer wieder wird noch eins drauf gesetzt. Das ist höherer Blödsinn, an dem teilzu­haben höchst genüsslich ist – Synergie aus “Spaß an der Freud”.

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