Nicht davon träumen,
sondern damit zurecht kommen: Geld
Beim Geld hört der Spaß auf, heißt es. Und in der Tat: Wer mit Geld nicht umgehen kann, bringt sich und andere in Versuchung, beschwört Gefahren herauf. Es kommt zu Streit, Abhängigkeiten, Hartherzigkeit, Neid, Lüge, Armut, Hass, Machtmissbrauch, Verschwendung, Bestechlichkeit und anderem. Zur Lebenstüchtigkeit gehört, nicht nur Geld verdienen zu können, sondern es auch verantwortungsvoll zu verwenden.
Lassen Sie sich nicht bevormunden!
Die vornehme Devise lautet: Man redet nicht darüber, man hat es. Was? Geld! Die meisten Menschen bewegt indes: Wie bekommt man es? In der Regel durch Arbeit. Aber wer kann schon sagen, was die eine oder andere Arbeit in Geld ausgedrückt wert ist?
In weiten Bereichen der Wirtschaft wird das Arbeitsentgelt in Tarifverhandlungen festgelegt. Es ist Ergebnis eines Machtkampfes. Viele haben dabei in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die vorteilhafte Erfahrung gemacht, dass die Arbeitszeit immer kürzer wurde, aber der Lohn ständig stieg. Gezahlt wurde und wird auch für Zeiten, in denen gar nicht gearbeitet wird, und Zeiten, die es gar nicht gibt (13. Monatsgehalt). “Soziale Errungenschaften” wird das von Verfechtern dieser Lohnentwicklung genannt.
Während die einzelne Arbeitsleistung mehr oder weniger konstant bleibt, scheint die Variable “Entlohnung” nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Dadurch ist es im Laufe der Jahre dahin gekommen, dass diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, zwar immer höhere Löhne beziehungsweise Gehälter beziehen, andererseits aber immer mehr Menschen mit nur geringer Qualifikation und Arbeitsbereitschaft ohne Arbeitsplatz sind.
Märkte können durch die Macht von Regierungen und/oder Kartellen in ihren Funktionen zwar erheblich gestört werden, aber ausschalten lassen sie sich auf Dauer nicht. Das ist selbst totalitären Staaten nicht gelungen. Wer Märkte konterkariert, schafft daher nicht mehr, sondern eher weniger Gerechtigkeit. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt: Es müssen ständig neue Arbeitsplätze zur Bekämpfung der Schwarzarbeit geschaffen werden.
Die Folge des Vormundschaftssystems, mit dem bei uns Einkommen zugeteilt wird, ist die weitgehende Beziehungslosigkeit von “arbeiten” und “Geld haben”, von Arbeitsproduktivität und Einkommen. Nicht beziehungslos ist das persönliche Einkommen zu den Einkommen anderer. Da wird genau verglichen, ob es auch gerecht zugeht. Natürlich geht es nicht gerecht zu. Denn es gibt nur eine subjektive Bewertung von Arbeit.
Der Umgang mit Geld muss gelernt werden
Das Zuteilen von Einkommen samt der rigorosen Abzüge zwecks Umverteilung und Zwangsvorsorge hat dazu geführt, dass viele Menschen ihre Gestaltungsspielräume für ein direktes Erleben von persönlicher Leistung und Einkommen in unternehmerischer Nebenbeschäftigung suchen. Hier funktioniert die Bewertung von Leistung im Ausgleich von Angebot und Nachfrage, ist erfahrbar, was anderen Menschen meine Arbeit wert ist, wie viel Schweiß notwendig ist, um eine Gegenleistung zu erhalten. Die Schattenwirtschaft ist nicht die kriminelle Betätigung abartiger Zeitgenossen, sondern die menschengerechte Reaktion auf willkürlich empfundene Bevormundung und das Abkassieren seitens des Staates.
Der unternehmerische Umgang mit Geld ist den meisten Menschen fremd. Obwohl alle von Gewinn und Verlust der beschäftigenden Unternehmen abhängen, konnte sich bei vielen die insinuierte Meinung festfressen, Profit sei etwas Verwerfliches. Was Kapital für den Wirtschaftsprozess bedeutet, wie es zu bilden, zu steuern und produktiv zu nutzen ist, darüber klärt kaum jemand auf.
Es ist eigentümlich: Die Mehrheit der Bildungspolitiker versucht, in immer länger dauernden Ausbildungsgängen die nachwachsende Generation lebenstüchtig zu machen, nur den Umgang mit Geld bringt den jungen Leuten niemand bei. Eltern und Staat finanzieren Leben und Lernen. Manche Eltern geben Geld nicht nur als Taschengeld, sondern auch als Leistungsanreiz: für gute Schulnoten, für Rasenmähen oder Autowaschen. Eine erzieherische Fehlleistung. Denn Arbeit, insbesondere in einer Familiengemeinschaft, hat nichts mit “Erwerbsarbeit” zu tun. Ein junger Mensch kann bei solchen Erziehungsmethoden nicht unterscheiden lernen, welchen Sinn Arbeit im verschiedenen Miteinander der Menschen hat. Erwerbsarbeit ist nur ein Teil eines arbeitsreichen Lebens.
Darüber hinaus: Wer sagt den Heranwachsenden, dass Geld nur ein Instrument ist, das den Tausch von Gütern und Dienstleistungen möglich macht? Wer sagt ihnen, dass vor dem Konsumieren das Produzieren steht, dass erst ein Einkommen geschaffen werden muss, bevor ausgegeben werden kann? Wer sagt ihnen, dass erst der unternehmerische Umgang mit Kapital all die schönen Dinge entstehen lässt, die das Leben erträglich bis angenehm sein lassen? Wer sagt ihnen, dass der Umgang mit Geld auch moralischen Ansprüchen genügen muss, dass Geiz wie Verschwendung keinen vertretbaren Umgang mit Geld bedeuten?
Geld hat mit Charakter zu tun
Wie jemand sein Geld verwendet, hat viel mit seinem Charakter und seiner Lebenseinstellung zu tun. Wer in den Tag hineinlebt, wird mit seinen Mitteln kaum haushälterisch umgehen. Menschen, die leicht zu beeinflussen sind, können zu unnützen Käufen animiert werden. Ist jemand vorsichtig oder gar ängstlich, wird er eher dazu neigen, seine Barschaft beisammen zu halten. Leute, die ihr Selbstbewusstsein von den Gütern abhängig machen, die sie sich leisten können, machen ihr Geld zu Statussymbolen.
Nur wenige Menschen geben sich Rechenschaft, wie sie mit den Mitteln umgehen, die ihnen zufließen. Manche Männer liefern ihr Geld zu Hause einfach ab und überlassen es ihrer Frau, den Haushalt damit zu finanzieren. Es genügt ihnen, Einkommen zugeteilt zu bekommen und versorgt zu werden. Für den sonntäglichen Frühschoppen reicht ein Taschengeld.
Zu allen Zeiten hat es Gemeinschaften gegeben, die es den Mitgliedern ermöglichten, ohne persönliche Einnahmen- und Ausgabenrechnung zu leben. In solchen Gemeinschaften ist der einzelne seiner Sorgen für den Lebensunterhalt enthoben. Er arbeitet, und der Gemeinschaft fließt sein Einkommen zu. Dafür ernährt, bekleidet und behaust sie ihn. Da manche mehr einbringen, als ihr Lebensunterhalt kostet, kann ausgeglichen werden, was andere durch nicht einkommensfähige Arbeit an ungedeckten Kosten verursachen.
Die meist ideellen Beweggründe, die zu einem Eintritt in solche Gemeinschaften bewegen, bringen es mit sich, dass die Mehrzahl der Mitglieder von finanziellen Entscheidungen gemäß ihrer geldabgewandten Einstellung befreit ist. Der Umgang mit dem Mammon ist Experten übertragen. Die befreiende Armut, die der einzelne genießt, bedeutet nicht, dass die Gemeinschaft als solche auch arm ist. Es gibt reiche Kloster-Gemeinschaften.
In unserer Gesellschaft schafft nur eine Minderheit durch ihren unternehmerischen Umgang mit Geld die doppelseitigen Voraussetzungen des Wirtschaftsprozesses: Einkommen und Güter/Dienstleistungen. Alle Versuche, das Modell idealistischer Lebensgemeinschaften unter den Parolen von Gleichheit und Gerechtigkeit zum Gesellschaftsmodell für alle zu machen, sind gescheitert. Nach diesen Erfahrungen müsste die Minderheit der Unternehmer eigentlich im gesellschaftlichen Aufwind liegen. Mehr denn je werden Menschen gebraucht, die für Arbeitsplätze und damit Einkommen sorgen.
Kennen Sie Ihre Lebenshaltungskosten?
Wer sich von den Zwangsbeglückern in all ihren Erscheinungsformen wirklich befreien will, wer sich unabhängig machen will von den Einkommensvormündern, wer den Zusammenhang zwischen eigener Leistung und geldwerter Anerkennung dieser Leistung durch die Mitmenschen erfahren will, der kommt nicht umhin, sich mit dem Sinn und der Funktion des Geldes in den verschiedenen Dimensionen vertraut zu machen.
Ein lehrreicher Anfang ist die konsequente Erfassung aller Ausgaben für den Lebensunterhalt:
- Wie viel gebe ich aus für Lebensmittel?
- Wie viel für Kleidung?
- Was kostet das Wohnen, das Heizen?
- Was kostet das Auto?
- Wie viel wird für Versicherungen bezahlt?
- Was kostet der Urlaub?
- Wie viel wird ausgegeben für Anschaffungen?
- Wie viel geht für Hobbies drauf? Und, und, und.
Haben Sie das alles schon einmal über längere Zeit hin erfasst? In Blöcken zusammengestellt, nach Prioritäten beurteilt und den Einnahmen gegenübergestellt? Ein solches Vorgehen ist der erste Schritt, um den Umgang mit Geld einer mehr rationalen Verhaltensweise anzunähern. Beteiligt werden alle, beispielsweise einer Wohngemeinschaft, die an den Ausgaben beteiligt sind und aus denselben finanziellen Quellen schöpfen.
Aus der Analyse und Bewertung der Ausgaben ergeben sich die Ansatzpunkte für den planerischen Einsatz von Geld:
- Welche Beträge werden wann fällig?
- Haben Sie sich vor dem Geldausgeben genügend informiert, um sicher zu gehen, auch einen angemessenen Waren- oder Dienstleistungswert als Gegenleistung zu erhalten?
- Über welche Ausgaben kann welches Gruppenmitglied selbst entscheiden, welche muss es mit den anderen abstimmen? etc.
Der Umgang mit Geld in einer Gruppe provoziert eine Fülle von Anlässen, miteinander die Bedürfnisse und Wünsche sowie Verzicht und Werte zu besprechen. Das Delegieren aller finanziellen Angelegenheiten an ein Gruppenmitglied hat nur den vordergründigen Vorteil, dass die anderen dadurch von Geldproblemen entlastet sind; in aller Regel ist damit der Grund für Misstrauen, Zank und Streit gelegt. Dem kann der Boden entzogen werden, wenn es eine offene Haushaltsführung gibt, an der alle beteiligt sind.
Wie Sie sich Freiraum für Ihre Lebensplanung schaffen
Jeder, der nicht nur ein Taschengeld erhält, sondern ein Einkommen hat, das zu mehr als dem allgemeinen Grundbedarf reicht, muss sich entscheiden, wie viel er ausgibt und wie viel er spart. Lebenstüchtiger Umgang mit Geld fängt mit der Bildung von Reserven erst an. Sparen und daraus nach und nach so etwas wie Vermögen bilden, gibt die Chance zu mehr Unabhängigkeit und Vorsorge.
Der Zwang zu ständiger Erwerbsarbeit reduziert sich, wenn Geld zur Überbrückung von Zwischenzeiten, beispielsweise bei einem Stellenwechsel, vorhanden ist. Der Start in die berufliche Selbständigkeit kann gewagt werden, wenn Kapital angespart wurde. Eine Rücklage hilft, Notsituationen zu bewältigen und Durststrecken durchzustehen. Es ist leichtsinnig, für Lebensrisiken keine Vorsorge zu treffen. Auch in einem Sozialstaat.
Das Ansparen von Vorsorgekapital setzt Klarheit darüber voraus, welche Risiken in welcher Höhe durch Zwangsmaßnahmen des Staates abgedeckt sind. Liegen dazu einigermaßen zuverlässige Zahlen für den jeweiligen Zeitpunkt des eventuellen Risikofalles vor, kann entschieden werden, was an eigener Ersparnisbildung hinzukommen sollte.
Die Umsetzung der Ziele in Sachen Vermögensbildung geht nur in Zusammenarbeit mit entsprechend kompetenten Dienstleistern. Wie kompetent die sind, findet der heraus, der selbst einigermaßen kundig in Sachen Geldgeschäfte und Geldanlagen ist. Sich da voller Vertrauen auf andere und deren Rat zu verlassen, kann zwar gut gehen, aber auch zu bitteren Erfahrungen und dem Verlust von Geld führen.
Wer also das Risiko unzulänglicher Beratung vermeiden will, muss sich zu einem kompetenten Partner derer machen, die beim Erreichen der Vermögensziele helfen. Dabei lässt sich die Konkurrenz nutzen, die unter den Anbietern von Gelddienstleistungen herrscht, um vergleichen zu können und dann herauszufinden, wessen Angebote und Leistungen in Frage kommen.
Werden Sie im Umgang mit Geld Ihrer Verantwortung gerecht!
Ein Motiv zur Vermögensbildung ist seit jeher, nicht nur seine eigenen Lebensrisiken abzusichern und sich einen Lebensstandard dauerhaft leisten zu können, der den persönlichen Vorstellungen entspricht, sondern der Familie, der Lebensgemeinschaft, den nachfolgenden Generationen eine Lebensbasis zu schaffen. Zu den Zeiten, als Unternehmer sich noch wie Patriarchen verantwortlich für ihre Familie ebenso wie für das Personal fühlten, war das ein sie bestimmendes Handlungsmotiv. Heute hat die Individualisierung der Lebensgestaltung und die Sozialisierung von Lebensrisiken die Übernahme materieller Verantwortung für andere Menschen in den Hintergrund geschoben.
Dennoch bleibt für alle, die Vermögen haben – sei es zur eigenen Absicherung, zum Erhalt der gewohnten Lebensverhältnisse im Alter oder als Lebensbasis der Familie, in der nicht alle einer Erwerbsarbeit nachgehen –, die Frage nach der Verwendung nicht nur zu ihren Lebzeiten, sondern auch im Falle ihres Ablebens. Zum rechten Umgang mit Geld gehört daher auch die Regelung des Erbfalles. Denn Vermögen ist kein Spielgeld. Vermögen braucht eine moralische Rechtfertigung. Es sollte kein Unfrieden damit gestiftet werden.
Geld, Vermögen und der Umgang damit wird von manchen als schnöder Materialismus abgetan, von anderen als Mittel im Kampf um Macht und Ansehen eingesetzt und von wieder anderen als Lotterie gespielt. Viel Unheil ließe sich vermeiden, wenn mehr Menschen sich mit sachkundiger Verantwortung um ihre Geldgeschäfte kümmern würden.